Nachhaltig Reisen mit dem Camper

 Dezember 2023 

 Auf Reisen mit dem Camper und Van mit einem Dieselmotor – Uns haben einige gefragt, was daran nachhaltig sein soll und wie wir das mit unseren Umweltzielen und Werten vereinbaren können. Darauf möchten wir gerne antworten. 

Eine Fahrradtour kam für uns aus diesem Grund nicht in Frage.

Wenn man allein den Aspekt ansieht, Reisen mit dem Dieselmotor im Gegensatz zu einer Tour mit einem Fahrrad, ist natürlich die Reise mit dem Fahrrad der klare Gewinner der Umweltfreundlichkeit. Doch für unsere Europatour ist es zu kurz gedacht. Als junge Erwachsene hat Celia damals in Dresden alles mit dem Fahrrad erledigt auch im tiefsten Winter. Für weitere Strecken nutzte sie die Bahn und sogar in den Türkeiurlaub nahm sie das Fahrrad mit und radelte von Antalya nach Side und wieder zurück. Das war 2001 im Alter von 22 Jahren. 

Wir wissen, das es viele Projekte gibt, bei denen sich sportliche und ambitionierte Menschen auf das Fahrrad setzen und die Welt damit erkunden. Leider ist uns das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Aber deshalb unsere Ziele verwerfen finden wir falsch. Das Leben ist nicht perfekt. Keiner von uns schafft zu 100 Prozent nachhaltig zu leben, so sehr wir uns auch bemühen. Das soll keine Einladung sein, sich deshalb gehen zu lassen und das Ziel zu vergessen. Nein es ist eher eine Einladung jeden Tag ein Stückchen nachhaltiger zu leben, dabei kreativ zu sein und es immer wieder zu versuchen.

Fahrrad von Celia Vildgroen nachhaltig reisen

Das ist auch ein Anliegen, welches wir mit unserer Tour haben.

Mit unserem Projekt möchten wir auch in die Diskussion kommen: Welche Aspekte unseres Lebens und Reisens sind nachhaltig verbesserungswürdig? Welche Puzzleteile fehlen generell, um es besser umzusetzen? Welche Ideen entstehen daraus, wie zum Beispiel neue Produkte, neue Herangehensweisen und neues Denken. Wie können wir uns gegenseitig inspirieren und wo steht jeder Einzelne mit seinen ganz individuellen Problemen. Denn wir haben schon bei der Vorbereitung der Reise gemerkt, viele Menschen möchten nachhaltiger leben, scheitern aber an ganz alltäglichen Dingen jeden Tag aufs Neue. Doch wir finden, Scheitern ist das Anecken an einen Fehler im System und lädt mit Kreativität dazu ein, Lösungen zu finden.

Camping Reise Van mit Celia Vildgroen
Camping Reise Van mit Roberto Wunderlich

Kein schlechtes Gewissen mit unserem Van on Tour zu sein

Zurück zu unserem Van: Es gibt hitzige Debatten über das E-Auto und über die mit Diesel betriebenen Autos. Keine der beiden Seiten, dass ist unsere Meinung ist zu 100 Prozent optimal. Es fehlt schlicht die Infrastruktur an Ladesäulen in den entlegensten Winkeln der Länder Europas, so dass wir die Tour mit einem E-Auto nicht absolvieren könnten. Auch hat das E-Auto keinen Heiligenschein. Es ist zwar auf unseren Straßen emissionsarm. Doch wie sieht die Bilanz aus, wenn man die Herstellung und auch die Entsorgung des Autos mit der Batterie und all seinen anderen Komponenten betrachtet.

Wir haben eine gute mittlere Lösung für uns gefunden. Ein komplett neuer Camper mit Dieselmotor steht natürlich keinesfalls besser da, als ein neues E-Auto. Doch wir haben uns für einen 10 Jahre alten Renault Master in mittlerer Größe entschieden. Bis auf wenige Reparaturen, bei denen kleine Teile ausgetauscht werden mussten, fährt dieses Auto mit all seinen alten Ressourcen souverän schon 10 Jahre über die Straßen und wir hoffen es werden noch viele Jahre mehr dazu kommen. Wir sind generell dafür langlebige Dinge zu kaufen und mit den langen Nutzwert die Ressourcen zu schonen.

Renault Master Camper in der Nähe von Amerika

Tempolimit kennen wir nicht

In Deutschland wird immer noch ein Tempolimit von 120 km/h gefordert. Wir fahren auf der Autobahn maximal 100 km/h, eher weniger und auf Landstraßen sind wir mit 80 km/h dabei. Wir wissen, wer es eilig hat, der muss uns überholen. Doch mit diesem Tempo haben wir mit unserem Camper einen Verbrauch von 8 Litern auf 100 Kilometer und das mit einem Gewicht von maximal 2,8 Tonnen. Das muss uns so manches KFZ in kleinerer Form erst einmal nachmachen. Natürlich möchten wir auch keinen Diesel verschwenden und so verzichten wir eher auf ein touristisches Highlight, wenn es nicht günstig auf der Strecke liegt, sondern einen extra Weg bedeutet.

Wir geben zu, früher sind wir auch spritziger gefahren. In Erinnerung wissen wir aber auch, wie gefährlich das manchmal war und wie gestresst wir angekommen sind. Dabei haben wir nur minimal Zeit gut gemacht. Heute lieben wir diese Entschleunigung. Bei den  Skandinavier erleben wir, wie wunderbar Verkehr auch langsam funktionieren kann. Alles fügt sich besser in den Straßenverkehr ein. Die Verhaltensweisen sind rücksichtsvoller und die Menschen weniger gestresst. Der Verkehr fließt flüssiger und es geschehen weniger Unfälle. Eine skandinavische Fahrweise und das Tempolimit würde uns allen sehr gut tun und natürlich die Ressourcen schonen. Da auch die Autos weniger verschleißt werden und der Spritverbrauch ebenfalls minimiert wird. Daher können wir keine Kritik von Menschen über unser Dieselauto annehmen, die mit mehr als 120 km/h über die Straßen fegen und sich dazu noch ein neues Auto angeschafft haben. Wir denken ihr versteht das.

Solar unser Strom Kraftwerk auf der Reise

Die Summe aller Teile

Nur auf das Reisemobil und seinen Motor und den Verbrauch zu schauen, ist ebenfalls zu kurz gedacht. Wir lösen gerade unseren Hausstand auf. Wir verschenken und verkaufen alle Dinge, die wir nicht brauchen und geben es in Hände, die sie benötigen. Es ist unglaublich, was sich sogar in einer kleinen 40qm Wohnung bei zwei Personen über die Zeit ansammeln kann. Es ist schön loszulassen von diesen unnötigen Konsum. Es ist gut genau hinzusehen, was man wirklich im Leben braucht. Wir sind überzeugt davon, dass alles Nötige dafür in unseren Van passt und darum geht es eben auch. Wir versiegeln keine guten Böden für ein Haus. Wir schonen die Ressourcen, da wir auf kleinerem Raum nicht soviel Energie und Strom benötigen. Wir produzieren unseren Strom im Van umweltfreundlich über Solar. Wir verbrauchen viel weniger Wasser durch die Trenntoilette und die kleinen Kanister, die uns zum sparen zwingen. Wir schaffen weniger Kleidung an. Wir nutzen nur ökologische Putz- und Pflegemittel in sparsamster Weise und wir schauen genau hin, was wir für Lebensmittel und Dinge im alltäglichen Verbrauch einkaufen. Der kleine Raum hilft uns dabei enorm. Dabei macht uns dieser Minimalismus Freude, denn er er lässt unsere Kreativität mitspielen und ist im Einklang mit unseren Werten. So möchten wir aufzeigen, wie ein Leben Ressourcen schonender funktionieren kann und zum mitmachen inspirieren.

Wir freuen uns mit Euch auf diese spannende Reise in ein nachhaltigeres Leben zu gehen und freuen uns genauso über Eure Diskussionsbeiträge, Kommentare und Storys in den sozialen Medien rund um unsere Reise und um die Nachhaltigkeit. 

Celia & Roberto